Literaturnachweis: Schwaab, B., Henke, N., Guha, M. et al.
Kardiologische Rehabilitation bei Patienten mit Herzinsuffizienz.
Kardiologie 2023 · 17:161–172. https://doi.org/10.1007/s12181-023-00611-6
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Autoren
Bernhard Schwaab · Norbert Henke · Manju Guha · Axel Schlitt · Ursula Müller-Werdan · Frank Edelmann · Stephan von Haehling · Ulf Landmesser* · Matthias Pauschinger
* Für die Kommission für Klinische Kardiovaskuläre Medizin der DGK
Zusammenfassung
Kardiologische Rehabilitation (CR) hat das Ziel, die individuell bestmögliche physische und psychische Gesundheit der Patienten mit Herzinsuffizienz durch die Therapie in einem multiprofessionellen Team wiederherzustellen, nachhaltig zu stabilisieren und die berufliche und soziale Re-Integration zu ermöglichen. Basis der CR sind körperliche Aktivität und Bewegungstherapie zur Verbesserung der Belastbarkeit im Alltag. Daneben spielt die psychosoziale Unterstützung zur Förderung der Krankheitsbewältigung, zur Reduktion von Ängstlichkeit und Depressivität mit dem Ziel einer Verbesserung der Lebensqualität eine große Rolle. Schulungen zur Steigerung der Selbstmanagementfähigkeiten im Umgang mit der Erkrankung, zur Erhöhung der Adhärenz für die Medikation und für einen gesunden Lebensstils sind ebenfalls wichtige Aufgaben des interdisziplinären Teams. Zu den ärztlichen Aufgaben gehören ganz wesentlich die Implementierung, Optimierung und Dosistitration der evidenzbasierten Herzinsuffizienzmedikation. Durch engmaschige klinische Kontrollen ist es in aller Regel sehr gut möglich, die 4 evidenzbasierten Medikamente für Herzinsuffizienz mit reduzierter Ejektionsfraktion (± Diuretikum) während einer durchschnittlichen Verweildauer von 3 bis 4 Wochen in der CR zu vervollständigen und ggf. die Dosierung dieser Medikamente zu steigern („big 4 in 4 weeks“). Die Indikation zur CR ist bei Patienten mit Herzinsuffizienz in allen nationalen und internationalen Leitlinien (ACC/AHA, ESC, AWMF, NVL) fest etabliert. Eine Verringerung der Gesamtmortalität konnte bisher nicht sicher belegt werden, und die Ergebnisse zur Reduktion der stationären Wiederaufnahme sind heterogen. Die körperliche Belastbarkeit und die krankheitsbezogene Lebensqualität werden durch die Teilnahme an einer CR signifikant verbessert. Ein frühzeitiger Beginn der CR in der unmittelbar poststationären Phase ist wichtig, damit kurzfristige Dekompensationen mit erneuter Krankenhausaufnahme (Drehtüreffekt) vermieden werden. Der Erfolg der CR wird maßgeblich durch die Auswahl geeigneter Patienten und die Adhärenz zu dieser nichtpharmakologischen Therapie bestimmt. Dabei sollten Alter, Gebrechlichkeit oder der Erwerbsstatus keine Ausschlusskriterien für eine trainingsbasierte CR sein. Für den langfristigen Erfolg bietet die Fortführung der multiprofessionellen Therapie am Wohnort in den Herzinsuffizienzgruppen neue Möglichkeiten. Der weitere Ausbau der Herzinsuffizienznetzwerke bietet die Chance, die CR als festen Bestandteil in die Therapie der Patienten mit Herzinsuffizienz zu integrieren.