Literaturnachweis: Konstantinides, S., Lankeit, M., Erbel, C. et al.
Kommentar zu den Leitlinien (2019) der European Society of Cardiology zum Management der akuten Lungenembolie.
Kardiologe 14, 248–255 (2020). https://doi.org/10.1007/s12181-020-00389-x
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Erklärung zum Interessenkonflikt als PDF
Autoren:
Stavros Konstantinides · Mareike Lankeit · Christian Erbel · Christiane Tiefenbacher*
*Für die Kommission für Klinische Kardiovaskuläre Medizin der DGK
Zusammenfassung:
Die Lungenembolie (LE) ist das dritthäufigste akute kardiovaskuläre Syndrom. Der steigende Trend der LE-assoziierten Mortalität und Morbidität in Deutschland und anderen europäischen Ländern ist parallel zu der Alterung der Bevölkerung. Die 2019-ESC-Leitlinie zum Management der LE enthält Optimierungen in den diagnostischen Algorithmen mit dem Ziel, die Spezifität der klinischen Wahrscheinlichkeit und des D-Dimer-Tests zu erhöhen und damit den unnötigen Einsatz ionisierender Strahlung in der Abklärung eines LE-Verdachts zu vermeiden. Standardisierte diagnostische Schritte wurden inzwischen auch bei schwangeren Patientinnen mit klinisch vermuteter akuter LE validiert und werden in der neuen Leitlinie empfohlen. In der Risikostratifizierung wird auf den prognostischen Wert der echokardiographischen oder computertomographischen Einschätzung des rechten Ventrikels – zusätzlich zu klinischen Parametern – hingewiesen, insbesondere wenn eine Frühentlassung und anschließende ambulante Behandlung der LE in Betracht gezogen wird. Nicht-Vitamin-K-abhängige orale Antikoagulanzien (NOAK) werden als Therapie der ersten Wahl für die meisten Patienten mit akuter LE empfohlen, während eine Reperfusionsbehandlung hämodynamisch instabilen Patienten vorbehalten ist. Die 2019-Leitlinie unterstutzt die Bildung interdisziplinärer LE-Teams mit dem Ziel, die in jedem Krankenhaus vorhandenen Ressourcen und Expertise zur Akutbehandlung von Patienten mit hohem oder intermediär-hohem Risiko abzustimmen und optimal einzusetzen. Aktualisiert wurden darüber hinaus die Empfehlungen (i) zu den Indikationen einer verlängerten Antikoagulation nach LE unter Berücksichtigung des günstigeren Sicherheitsprofils der NOAK im Vergleich zu den Vitamin-K-Antagonisten und (ii) zu der Langzeitverlaufsbeobachtung der Patienten mit dem Ziel, Spätkomplikationen der LE zu verhindern bzw. diese früh zu erkennen und zu behandeln.